Immer wieder hört man diesen Begriff in einer negativen Verbindung. Doch was sind Fruktane und wo kommen sie vor?
Chemische Struktur von Fruktanen
Fruktan ist ein Speicherkohlenhydrat der Pflanzen. Es gehört wie Glucose, Saccharose und Stärke zu den nicht-strukturbildenden Kohlenhydraten. Das bedeutet, dass diese Kohlenhydrate als Speicherform genutzt werden und nicht zur Bildung der Pflanzenstruktur benötigt werden wie die sogenannten strukturbildenden Kohlenhydrate, zu diesen zählen Zellulose, Hemizellulose und Pektin.
Fruktan gehört zu den leicht fermentierbaren Kohlenhydraten und kann somit im Dickdarm schnell abgebaut werden.
Fruktan besteht aus einer Glucoseeinheit und unterschiedlich vielen Fruktoseeinheiten.
Bildung von Fruktan
Fruktan ist ein Produkt der Photosynthese. Hierbei wird durch die Grüne Blattmasse unter Sonneneinstrahlung Kohlendioxid aus der Atmosphäre gebunden und zur Herstellung von Zuckern bereitgestellt. Saccharose ist hierbei das Hauptprodukt und die Vorstufe von Fruktan.
Kann die gewonnene Saccharose nicht zum Wachstum genutzt werden, da es z.B. kalt ist, wird es als Fruktan gespeichert. Die Fruktane werden in der kompletten Pflanze gespeichert, auch in den Pflanzenorganen in denen keine Photosynthese stattfindet. Die wasserlöslichen Fruktane werden hauptsächlich in den sogenannten Vakuolen, das sind mit Wasser gefüllte, abgetrennte Bereiche in den Pflanzenzellen, gespeichert. Der größte Wasseranteil in Gräsern herrscht im Stängel, somit befindet sich dort die größte Fruktankonzentration. In den Blättern befinden sich meist kurzkettigere Fruktane.
Der Fruktangehalt ist hierbei abhängig von dem Kohlenhydratbedarf der Pflanze. In Zeiten des Wachstums und der Blüte, in der viel Energie benötigt wird, werden weniger Fruktane gebildet. Ist der Bedarf geringer, wenn z.B. kein Wachstum stattfinden kann, wie im Winter oder kalten Frühlings-/Herbsttagen, wird steigt der Fruktangehalt.
Einflussfaktoren auf den Fruktangehalt
Der Fruktangehalt in den Pflanzen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Hierzu zählen Vegetationsstadium, Pflanzenart, Temperatur, Feuchtigkeit, Jahreszeit, Tageszeit, die Nutzungsintensität der Weide und die Düngung.
Fruktan wird nur in Gräsern gebildet und als Speicherform genutzt die in nördlicheren, kühleren Gegenden wachsen. Pflanzen die in südlichen, wärmeren Gebieten wachsen nutzen Stärke als Speicherform.
Im Laufe eines Tages kann es zu Schwankungen im Fruktangehalt kommen. Im Frühjahr weist der Blattanteil der Pflanze morgens einen hohen Fruktangehalt auf, welcher zum Nachmittag absinkt. Andersherum ist es im Stängel. Hier ist morgens der Wert geringer als Nachmittags. Zum Sommer hin ändert sich Verlauf der Konzentration im Blattwerk und zeigt einen ähnlichen Verlauf an wie es sich im Stängel zeigt.
Im Wachstum und Blüte der Pflanze wird eine hohe Konzentration an Kohlenhydraten benötigt. Somit kommt es meist nur zu einer geringen Bildung von Fruktanen, wenn man die Tagesschwankungen außer Acht lässt. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Wachstum nicht mehr so stark oder eingeschränkt ist, steigt der Fruktangehalt, denn die produzierte Menge an Kohlenhydraten übersteigt den Bedarf der Pflanze, somit wird er gespeichert.
Lichtintensität und Dünung wirken sich ebenfalls auf den Fruktangehalt der Pflanzen aus. Je stärker die Sonneneinstrahlung, desto mehr Fruktan wird gebildet.Eine Düngung zeigt ebenfalls einen Effekt auf den Fruktangehalt. Wird eine Wiese mit einem Stickstoffdünger gedüngt, fördert dies die fruktanbildenen Sorten und der Gehalt an Fruktanen im Schnitt der Weide steigt.
Die Nutzungsintensität einer Weide wirkt sich stark auf den Fruktangehalt aus. Wird eine Weide intensiv genutzt, sinken die Fruktangehalte. Nach dem Grasen bleiben auf einer Weide nur wenig Blätter übrig und die Pflanze muss auf ihre Reserven, das Fruktan, zurückgreifen um einen erneuten Wuchs zu schaffen. Je stärker eine Weide genutzt wird, desto geringer wird der Gehalt an Fruktanen, jedoch kann damit auch weniger neu wachsen.
Den größten Einfluss auf den Fruktangehalt hat allerdings die Temperatur. Je höher die Temperatur ist, desto geringer sind die Fruktanwerte. Sinkt die Temperatur jedoch, wird das Wachstum der Pflanze eingeschränkt und die Pflanze muss die in der Photosynthese gebildeten Kohlenhydrate speichern. Dies zeigt sich stark im Frühjahr und Herbst. Sonnige Tage mit kalten Nächten produzieren einen hohen Fruktangehalt, da die Pflanze durch Photosynthese viele Kohlenhydrate bildet, die durch die kalten Temperaturen nicht zum Wachstum genutzt werden können und somit eingelagert werden.
Fruktan in Heu
Der Fruktangehalt im Heu ist abhängig vom Aufwuchs der Wiese, des Schnittzeitpunktes und der Nutzungsintensität. Der erste Schnitt im Sommer weißt einen höheren Gehalt an Fruktan auf als Heu späterer Schnitte, denn für den erneuten Aufwuchs wird das Fruktan aufgebraucht. Mit der Ablagerung des frisch geschnittenen Heus sinkt der Fruktangehalt etwas ab.
Quellen
Dahlhoff, S. (2003): „Fruktangehalt im Gras von Pferdeweiden während der Weidesaison 2002“, Hannover, http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/dahlhoffs_ws03.pdf
Meyer, H. Und Coenen, M. (2014): „Pferdefütterung“, 5. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart (Über diesen Affiliate Produktlink gelangen Sie direkt zu Amazon und wir als Blogbetreiber bekommen, sollten Sie das Produkt kaufen, eine Provision.)
Teschen, Babette (2009): „Die große Gefahr beim Anweiden: Die Hufrehe“, https://www.wege-zum-pferd.de/2009/03/31/die-grose-gefahr-beim-anweiden-die-hufrehe/